Humboldt-Universität zu Berlin - Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät - Institut für Informatik

Athanassios' Selbstportrait

Athanássios (Diplom-Informatik)

Athanássios

Es gibt immer Licht am Ende des Tunnels!

Ich bin auf einer Insel im Mittelmeer geboren. Das ist mein Glück.

Alle zwei bis drei Jahre bin ich mit meiner Familie von Ort zu Ort gewandert, Umstationierung wurde es genannt.

In der Schule war ich nicht besonders begeistert, aber konnte meistens gut vorankommen. Mit Mathe hatte ich so meine Probleme, aber es hieß, ich wäre vom Typus ‚an der Technik interessiert', weil ich nichts mit der Rechtschreibung anfangen konnte und beim Aufsatz fiel mir nichts ein, bis auf einen oder zwei Sätze. Beim Malen kannte ich auch nur ein Motiv: ein Haus mit einer Antenne auf dem Dach und ein Auto am Eingang, wofür ich auch die entsprechende Note bekam. Im Gymnasium habe ich meinen Spaß an der Geometrie und Physik entdeckt, aber mit Mathe konnte ich immer noch nicht viel anfangen. Ich habe aber viel Spaß daran gehabt, Geräte auseinander zu nehmen und sie dann manchmal auch wieder zusammenzuschrauben. Die übrigen Teile habe ich immer aufgehoben, um sie irgendwann mal für kleine Spielzeuge oder einfach ‚Kunstwerke' zu gebrauchen.

1985 bekam ich meinen ersten Rechner - einen Spektrum ZX -, mit dem ich dann mehr Zeit verbracht habe als mit den Schulbüchern. Während des Abiturs stand ich vor zwei Möglichkeiten: die ‚Kunst des Vaters' in einer Offiziersschule zu erlernen oder die des Lieblingsonkels in der naturwissenschaftlichen Disziplin in der hiesigen Universität, denn wir lebten zu der Zeit in Athen. Aber ich wollte schon am liebsten im Ausland studieren wie mein Vorbild.

Ich hatte mich für die Marineschule beworben, als ich die Möglichkeit bekam, Informationstechnik in der DDR zu studieren. Damit war ich auch sehr zufrieden. Zuvor musste ich aber ein Jahr intensiv Deutsch in Leipzig lernen. Während dieser Zeit entdeckte ich die Faszination der verschiedenen Kulturen durch die anderen Kandidaten. Daraufhin bekam ich das OK für das Studium in Dresden.

Innerlich habe ich schon 1989 die DDR verlassen. 1990 beschloss ich, mein Glück im Westen zu versuchen. Ab dann fing aber auch eine neue Lebensführung an, mit Jobben und die Auseinandersetzung mit der ‚fremden' deutschen Kultur ob ost-, west- oder gesamtdeutsch.

1991 durfte ich dann Informatik an der HU studieren. Als erstes wollte ich mich mit dem Problemfach Mathe befassen, das sich im Laufe der Jahre zu einem wahren Handikap entwickelte und zum ständigen Hindernis wurde. Ich machte dann alle sieben Scheine für Analysis und Algebra, aber zur Prüfung traute ich mich nicht. Damit verzögerte sich das gesamte Grundstudium auf 18 Semester und erst im Sommer 2000 hatte ich mein Vordiplom und damit mein erstes Erfolgserlebnis.

Bis dahin versüßte ich mir das Leben mit erschwinglichen Reisen nach Tschechien, Dänemark, England, Irland und einem längeren Aufenthalt in Paris, der mir einen Kindheitstraum verwirklichte.

1999 fing ich an, als HiWi im Zentrum Mensch-Maschine-Systeme an der TU zu arbeiten, nach etlichen Jobs als Tellerwäscher, Kellner, Kleidungsverkäufer, Statist, Moderator im lokalen griechischen Sender und hauptamtlicher Silberschmuckverkäufer an einem Stand am Ku'damm. Damit konnte ich endlich mein Wissen über Computer und ihre eigenwilligen Sprachen verwenden und vertiefen. Nebenbei habe ich dadurch einen Großteil von hemmenden Vorurteilen über die Universität und speziell die Informationstechnologien abbauen können.

Ich habe gesehen, wie ein Projekt entworfen, geplant und durchgeführt werden kann und welche Probleme in den verschieden Phasen entstehen können.

Jetzt stehe ich kurz vor dem Abschluss meines Studiums mit Spezialisierung in der Signalverarbeitung und freue mich, Studien- und Diplomarbeit über eine EKG-Anlage zu schreiben, neben meiner Tätigkeit als studentische Hilfskraft im Deutschen Herzzentrum.

Seit zwei Jahren übe ich ‚AIKIDO', das zu den japanischen Kampfkünsten (Budo) gezählt wird. Damit habe ich das Gefühl, meinen Respekt für die ‚väterliche Kunst' zu erweisen, obgleich ich mich für einen anderen Weg entschieden habe.

"Einem ist sie die hohe, die himmlische Göttin, dem Andern
Eine tüchtige Kuh, die ihn mit Butter versorgt."
(Schiller, "Wissenschaft" http://gutenberg.spiegel.de/schiller/gedichte/wisschft.htm)

April 2003